Cómo estás?

27 Aug

Ja, „Cómo estás“ sind wohl die 2 meist benutzten Wörter in Argentinien.
Es ist so, dass die Argentinier ständig fragen, wie es einem geht, ist
ja eigentlich auch ganz nett, aber es ist mehr eine Floskel, oder eine
Begrüßung, auf jeden Fall scheinen sie es nicht wirklich ernst mit der
Frage „Wie geht es dir?“ zu meinen.
Es ist aber völlig normal und es ist total paradox, denn würde ich in
Deutschland fragen, wie es einem geht und im ausgesprochenen Moment schon
weiter reden ohne auf eine Antwort zu warten, würde man das als unhöflich
bezeichnen.

Langsam merkt man einfach die kulturellen Unterschiede und man ist davon
noch total fasziniert (ich schrieb „noch fasziniert“, denn bestimmt gibt es
irgendwann eine Zeit, da denkt man „Die spinnen, die Argentinier“, die dann
aber sicher auch wieder vorbeigeht).
Ein weiteres Beispiel ist das Autofahren.
Das hab ich schon am ersten Tag gemerkt, dass das „totalmente loco“ (total
verrückt) ist.
Aber seit ich mit dem Fahrrad zur Banco de Alimentos fahre, ist es mir erst
richtig bewusst geworden.
Ja, Autofahren können die Argentinier echt ziemlich gut und deswegen machen
sie auch total verrückte Sachen.
Ich hab eigentlich immer ein bisschen Angst, dass mich ein Auto umfährt,
aber andererseits sind sie so achtsam, dass ich fahren könnte wie ich will.
Dann aber wiederrum würden sie mich mit Hupsymphonien rügen.
Wer bei einer Ausfahrt zum Beispiel, zu weit auf der Straße steht, wird
wortwörtlich zu Recht gehupt.
Wer einem die Vorfahrt nimmt muss mit einem Hupengewitter rechnen und wenn
auch einfach mal gar nichts voran geht, übt man sich im Hupen.

Apropos Hupen und Straßenlärm. Die Krankenwagen sind so abgefahren.
Wenn ein Krankenwagenspielzeugauto in Deutschland die Töne eines
Krankenwagens aus Argentinien hätte, wäre das fatal für die Eltern.

Es gibt noch eine überaus beachtliche und zu bestaunende Tatsache, aber
dazu später, erst einmal erzähle ich eine bisschen von meiner Arbeit.

Also wie sich jetzt rausgestellt hat und mir auch Sebastian, mein Chef
gesagt hat, läuft die Arbeit hier immer gleich ab.

Montags, dienstags und mittwochs macht man administrative Arbeiten und es
kommen pro Tag nur so etwa 2 oder 3 Commedore.
Donnerstags und freitags wird dann richtig geschleppt, denn dann kommen 6,
7 oder manchmal auch mehr Commedore.
Pro Commedore schlepp ich ca. um die 500 kg und das läuft ungefähr so ab:
Commedore kommt, ich werde vorgestellt als „Nuevo de aleman“ und dann wird
gefragt, was und wie viel gebraucht wird. Ich lade dann, oft mit Sebastian
zusammen, von den Paletten im Lager, die Alimentos auf einen Hubwagen
und fahre sie raus zum Auto, Lieferwagen oder wie auch immer man manche
Fahrgestelle nennen mag und lade alles wieder ein.

Nicht wirklich spannend, aber sehr lustig, weil alle immer Witze machen,
bei denen ich aber erst nur ab und zu welche verstehe.
Trotzdem witzig. Man lacht halt mit. 😉

Ach ja, allgemein noch: Die Banco, befindet sich in einem
Abgegrenzten „Gebiet“. Man kann sich das so vorstellen:

Es gibt eine Straße auf der nur eine Seite Häuser stehen. Die Häuser sind
andere Fabriken, ein Haus davon ist die Banco.
Jedoch haben die Häuser alle keine Toiletten. Also gehen alle Leute auf die
andere Straßenseite, zu dem Toilettenhaus.
Jetzt zur erstaunlichen Tatsache: Es ist faszinierend, was ein Mann (nicht
von der Banco) täglich für beachtliche Meisterwerke auf der Klobrille
vollbringt.
Kein weiteren Kommentar dazu, aber ich möchte euch auch keine Einzelheiten
von meinen Alltag verschweigen 🙂

So der weitere Tagesablauf: Nach dem Arbeiten um halb 6 fahr ich wieder
zurück und bin dann damit beschäftig mit meinen Lieben zu skypen und dann
gibt‘s meistens um 9 Uhr oder halb 10 manchmal auch erst um 10 Uhr Essen.

Das war‘s dann auch schon mit dem Tag.
Jetzt hab ich erst mal Wochenende, werde meinen Rücken schonen und
erkundschaften, welche Sehenswürdigkeiten es in der Provinz Mendoza gibt
und welche man an einem Wochenende besuchen kann.

Viele Grüße:)

5 Antworten to “Cómo estás?”

  1. Marion Fischer August 27, 2011 um 4:03 pm #

    Hi Manu, es ist immer wieder schön, von dir aus deinem Alltag zu hören, solche Details, wie du sie hier beschrieben hast waren für uns neu.
    Lass dich nicht überfahren!!!

    Liebe Grüße
    Deine Eltern

  2. Imanuel Fischer August 28, 2011 um 5:42 pm #

    Hey Manu,

    also ist ja echt krass, was da so abgeht. Ich bin immer noch fasziniert, dass Du das gemacht hast! Pass auf Dich auf! Und schreib weiter so unterhalsam Deine Erlebnisse! Es macht wahnsinnig Spass, das zu lesen!
    Aber jetzt musst mich noch aufklären: was sind „Commedore“ und „Alimentos“? Vielleicht kannst mir das kurz erklären, damit ich Deine weiteren Beiträge dann komplett verstehe…;-)

    Ganz liebe Grüße vom Onkele (natürlich mit Anhang) aus Deizisau

    • manuinargentina August 29, 2011 um 12:35 pm #

      Hoi,

      also die Commedore, sind die Leute von diversen sozialen Einrichtungen, die die Alimentos (zum Beispiel: Tomaten, Zucker, Suessigkeiten, Michpulver, …)
      fuer ihre Einrichtung abholen.
      Die Commedore, sind Kinderheime, Alterheime oder oder oder…
      Es gibt fast 70 Commedore in „unserem“ Bezirk und in Mendoza gibt es noch 2 weiter Banco de Alimentos.

      Viele Gruesse nach Deizisau

  3. Claudia Kratzer August 31, 2011 um 11:51 am #

    Hallo, Manu, cómo estás,
    ich interessiere mich schon wie es dir geht, und freue mich auf jeden neuen Bericht von dir.
    Liebe Grüße aus Penzberg
    Claudia

  4. Manuel Fischer September 1, 2011 um 6:18 am #

    Lieber Manuel,

    jetzt erst habe ich es gefressen, daß ich auch hier auf dieser Seite dir schreiben kann.
    Ich schalten jeden Tag den PC ein und schaue, ob du weiter von deinen Erlebnissen
    berichtet hast. Es sind ja schon eine ganze Menge.Aber mein fröhlicher und optimistischer
    Manu kann das weniger schöne von“ Schönen“ trennen und bleibt somit immer „Oben“.
    Ich wünsche dir eine gute Woche, bis bald wieder auf dieser Seite
    deine Oma!!

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